Dienstag, 17. November 2015

Nur mal wieder ein wenig...

..Wortkotze.

Ruhelos unter der dicken Daunendecke begraben, wälze ich mich von der einen zur anderen Seite der längst durchgelegenen Matratze und erhoffe mir weiß Gott was für eine wundersame Wirkung davon. Ich kann nicht aufhören zu Denken, nachzudenken über alles und jeden. Rekonstruiere nicht geführte Gespräche und halte Zwiesprache mit mir selbst.
Seit Tagen rauben Gedanken und Vorwürfe mir meinen Schlaf. Ich laufe unruhig durch den Tag, vom steten Schwingen einer Abrissbirne begleitet, die ohne Unterhalt gegen die Innenseite meines Schädelknochens zu hämmern scheint und beginne wie zuletzt in Kindheitszeiten damit, nervös meine Gesichtsmuskulatur spielen zu lassen.
Und da ist es wieder.
Wieder das eine, unaufhaltsam – gleich eines Aasgeiers über seiner Beute - kreisende Wort: „Schlecht!“
Kontinuierlich routiniert wie ein Ohrwurm der sich wochenlang festsetzt und sämtlichen sich neu hinzu gesellenden Fremdeinflüssen trotzt.
Ist es egoistisch zu nennen, anderen zu helfen, wenn man sich selbst dabei besser fühlt? Tut man etwas wirklich und wahrhaftig selbstlos? Und - erzieht uns die christliche Überzeugung mit ihrem Fabel für selbstlose Taten nicht zwangsläufig zu heranwachsenden, potenziellen Burnout Patienten?

Arbeit soll sich endlich über die abstrusen Gefühle stellen, versuche durch permanente Ablenkung zu verdrängen, was mich nachts zwangsläufig wieder einholt und werde trotz allem das Gefühl nicht los, so Vielen etwas schuldig zu sein. Diese Gedanken lassen sich nicht einfach fort schieben, wie ein ausgedientes Möbelstück. Unaufhaltsam graben sie sich Nacht für Nacht ihre Gänge in mein Bewusstsein und nisten sich dort ein, wo ich ihnen gegenüber willentlich schon längst machtlos bin. Sie sitzen lauernd in ihren Höhlen, tief unten in meinem Unterbewusstsein, höhnisch vor sich hin kichernd.
Also trete ich - wütend, dass ich so viel mehr tun könnte – mich selbst in eine Vorstellung von mir, die mir nicht gefällt und ich darf mich nicht einmal beschweren.

Und zeitgleich wird einem auf silbernem Servierteller die Ansicht präsentiert und in den Wunden Punkt gerieben, dass man dumm sei. Hättest es nicht deutlicher ausdrücken können – Danke auch.
Suspekt?
Ich hab´s satt.
Will die Tabletten gegen die Wand schmeißen und den penetrant in der Zeit vorwärts drängenden Wecker gleich hinterher. Aber was bringt´s, außer ´ner Delle und der Angst zu verschlafen?
Schlafen - zur Abwechslung.
Nur ein wenig.
Das wäre schön.

...auf die Frühschicht folgt eine spontane Nachtschicht. Jemand ist krank. Ist okay, ist eh mein freies Wochenende.
Es folgt eine ungeplante Spätschicht. Jemand ist krank. Ist okay, ist eh mein freier Mittag. Freizeit wird überbewertet. „In solchen Situationen haben Sie persönliche Bedürfnisse nun mal hinten anzustellen.“ (wahrhaftig existenter, zurückliegender Wortlaut)
Übermüdet lasse ich mich vom Stadtverkehr in Richtung „Nach Hause“ tragen. Die Augenlider auf Halbmast fahre ich rechts ran, will heute keine Bekanntschaft mehr mit dem Gegenverkehr machen.
Und dann schlafe ich.
Endlich.
Bis ein Anruf mich aus der Traumwelt reißt- und schlaftrunken diesen entgegennehmen lässt:
Ob ich nicht einspringen könne, jemand sei krank, wäre das okay? Sei ja eh mein freier Tag.

..und übgrigens:
Die tanzenden Schattengestalten neben meinem Bett könnten meine Freunde werden - sie haben´s mir heimlich zugeflüstert, mir versprochen.